Über Web, Tech, Games, Art,
Musik, Code & Design

23. Dezember 2025

Test: Sonicware ELZ_1 play V2 – Groovebox im Vergleich

Ich mag ja das Konzept von Grooveboxen – vor allem, weil ich Musik am liebsten auf dem Sofa mache. Vor einigen Monaten habe ich mir deshalb den Sonicware Ambient Ø gekauft.

Eigentlich ein sehr cooles Gerät – coole Sounds, guter Formfaktor – allerdings kommt der Sound doch etwas „dünn“ aus dem Output. Auch die relativ begrenzten Möglichkeiten der Sounderzeugung und das fehlenden „echte“ Display haben mich letztlich dazu bewogen den Ambient Ø wieder zu verkaufen.

Nächster Versuch: Yamaha Seqtrak. Über den Seqtrak habe ich hier schon mal etwas ausführlicher geschrieben. Im Prinzip auch ein cooles Gerät – zu einem unschlagbaren Preis – aber ohne externes Display und externe Tastatur, nicht besonders komfortabel spielbar.

Auf der Suche nach einem Synth, bzw. einer Groovebox, die einigermaßen kompakt ist, gut spielbar ist, gut klingt und ein vernünftiges Display hat, bin ich schließlich bei dem Sonicware ELZ_1 gelandet. Seit einigen Tagen beschäftige ich mich nun also mit dem Sonicware ELZ_1 play V2

Formfaktor, Hardware & Display

Vom Formfaktor des ELZ_1 bin ich begeistert. Aus meiner Sicht hat das Gerät genau die richtige Größe. Kompakt, aber dennoch mit einer Tastatur die 3 Oktaven umfasst. Grundsätzlich wirkt das Gerät sehr wertig – das liegt wohl vor allem an dem massiven Metallgehäuse und dem relativ großen Display. Etwas enttäuschend ist die Tastatur – im Prinzip die gleiche, wie bei der Liven-Serie. Etwas klapprig und ungewohnt, aber durchaus spielbar. Perfekt, wäre das Gerät aus meiner Sicht, wenn es eine normale Mini-Tastatur hätte, wie man sie von allen gängigen Midi-Controllern kennt.

Ganz großartig finde ich das Display. Es hat die perfekte Größe – und auch wenn nicht alles so fancy dargestellt wird wie bei Teenage Engineering, ist die Anzeige sehr durchdacht und alle benötigten Informationen werden stets dargestellt.

Der Sound

Mein erster Eindruck vom Klang war zwiegespalten. Einerseits klingt das Signal am Ausgang deutlich fetter als beim Ambient Ø oder beim Seqtrak, andererseits klingen die meisten Presets doch recht digital und synthetisch. Die Sorge dass jeder Sound des ELZ_1 ähnlich klingen würde, hat sich jedoch schnell zerstreut. Mit einigen Handgriffen, war es mir möglich gewünschte „warme“ Synth-Patches zusammenzuschrauben.

Der Synthesizer

Apropos zusammenschrauben: Das Erstellen eigener Synth-Patches ist beim ELZ_1 unumgänglich. Die Presets sind, wie gesagt, nicht so ganz mein Geschmack und fertige Patches als Download habe ich, bis auf eine Ausnahme, bislang auch nicht gefunden. Also: Selberschrauben. 

Beim Erstellen der Patches bietet der ELZ_1 nahezu unendliche Möglichkeiten. Insgesamt 18 Oszillator-Typen stehen dafür zur Verfügung. Einige Oszillatoren können zudem mit eigenen Waves erweitert werden – z.B. der Wavetable OSC, der DNA Explorer oder die Sigrinder-Granular Engine. Bis zu 3 Oszillatoren können zudem gelayert werden. Pro Patch kann zudem die Hüllkurve angepasst werden und der Sound mit Effekten wie Reverb, Delay, Distortion, Grain FX und einigen anderen versehen werden, bei denen wiederum einige Parameter angepasst werden können. Erfreulicherweise klingt die Effects-Section des ELZ_1 richtig gut!

Neben den „normalen“ Synth-Sounds steht auch eine Drum-Machine-Engine zur Verfügung.

Was mir persönlich bei den ganzen Synth-Engines fehlt, ist eine Sample-based Synth-Engine. Gerne würde ich das Soundrepertoire mit eigenen Samples, die chromatisch gespielt werden können, erweitern. Das ist – Stand heute – bislang leider nicht möglich. Ich hoffe, dass dieses Feature vielleicht bei einem der nächsten Updates ergänzt wird, denn aus technischer Sicht, spricht, soweit ich das einschätzen kann, nichts dagegen.

Looper & Sequencer

Da ich Musik in erster Linie – und am liebsten – in Jam-Sessions mache, war für mich ein weiteres Argument für den ELZ_1 der integrierte Looper. Zwar nutze ich in der Regel Loopy Pro – für ein minimales Setup, oder als von Loopy Pro unabhängige Soundquelle, ist der integrierte Looper, der übrigens auch Sounds, die über den AUX-Eingang reinkommen, loopen kann, eine echte Bereicherung. 

Leider lassen sich die Effekte (Delay, Reverb usw.) in der Signalkette nur vor dem Looper einsetzen. Dadurch klingt der Sound beim erneuten Start des Loops oft abrupt abgeschnitten. Deutlich sinnvoller und wünschenswert wäre es gewesen, die Effekte nach dem Looper zu platzieren, sodass sie auch beim Loop-Neustart natürlich ausklingen können.

Auch ein Sequencer steht im ELZ_1 zur Verfügung. Bis zu 128 Steps können pro Pattern gespeichert werden. Positiv aufgefallen ist mir, dass auch eine nicht-quantisierte Aufnahme möglich ist. Denn das stört mich ehrlich gesagt bei den meisten Sequencern – in der Regel werden alle Noten quantisiert, so dass Ausbrechen aus dem 4/4-Takt oft nur aufwändig möglich ist. Genutzt habe ich den Sequencer bislang noch nicht, weshalb ich hierzu zu diesem Zeitpunkt noch keine fundierte Meinung habe.

Stromversorgung & Lieferumfang

Leider ist im ELZ_1 kein Akku verbaut. Gerade für Sofa-Sessions oder unterwegs wäre das sehr komfortabel. Immerhin lässt sich das Gerät alternativ mit Batterien bzw. AA-Akkus betreiben. Ansonsten wird es über das mitgelieferte Sonicware-Standard-9V-Netzteil versorgt – das liegt im Gegensatz zur Liven-Serie immerhin direkt bei. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist eine 32-GB-SD-Karte. In der Black Edition kommt zusätzlich ein hochwertiges Case dazu.

Fazit

Der ELZ_1 play ist in der V2 ein gelungener Synthesizer, der dazu einlädt, sich mit Sound-Design und -Synthese zu befassen. Ich habe in den ersten Tagen schon viel über Oszillatoren, Wavetables und Sound-Design dazugelernt. Durch die integrierten Effekte, den Looper und Sequencer wird der ELZ_1 zu einer überzeugenden Groovebox. Für meinen Geschmack könnte der Preis etwas niedriger sein, aber verglichen mit ähnlichen Produkten oder gemessen am Featureumfang und der Verarbeitungsqualität ist das wahrscheinlich durchaus ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

FRTG - Traces
Jetzt bei Apple Music & Spotify.